
Seit einem Jahr ist Markus Fischer Kreisdirektor des Rheinisch-Bergischen Kreises. Im Interview spricht er über seine Motivation, die Herausforderungen der Anfangszeit und seine strategischen Schwerpunkte. Im Mittelpunkt stehen die Verwaltungsmodernisierung, interkommunale Zusammenarbeit und die Weiterentwicklung des Krisenmanagements. Sein Ziel: Die Kreisverwaltung zukunftsfest und leistungsfähig aufzustellen.
Lieber Markus Fischer, wir freuen uns, dass du dir die Zeit nimmst, um uns einen Einblick in deine Arbeit im Rheinisch-Bergischen Kreis zu geben:
Vor einem Jahr wurdest du mit großer Mehrheit zum Kreisdirektor gewählt. Was hat dich motiviert diese Aufgabe zu übernehmen und welche Schwerpunkte setzt du?
Ich fühle mich dem Rheinisch-Bergischen Kreis und auch der Kreisverwaltung persönlich sehr verbunden. In dieser Funktion kann ich verantwortlich mit dazu beitragen, die Entwicklung des Kreises, der Region aber vor allem auch der Verwaltung zu gestalten. Die derzeit schwierigen Rahmenbedingungen, insbesondere die finanzielle Situation, führen zu Einschränkungen dieser Gestaltungsspielräume. Umso wichtiger ist es, hier durch neue Wege und alternative Lösungen, neue Möglichkeiten zu erarbeiteten. Insofern liegen die Schwerpunkte aktuell sicherlich im Themenfeld der Transformation der Verwaltung und auch der zukünftigen Entwicklung der interkommunalen Zusammenarbeit.
Du kennst die Kreisverwaltung bestens, hast vorher schon in unterschiedlichen Funktionen gearbeitet, u.a. viele Jahre als Sozialdezernent. Hat sich dein Blickwinkel auf die Kreisverwaltung durch die neue Aufgabe noch einmal verändert und wenn ja wie?
Auch wegen der Vertretung des Landrates umfasst die Funktion des Kreisdirektors ein breiteres Spektrum unterschiedlicher Aufgaben. Insbesondere strategische Herausforderungen und Entscheidungen. Die Fokussierung auf einzelne Schwerpunkte zu den Themenstellungen des Kreises innerhalb und außerhalb der Verwaltung, erfolgt dabei regelmäßig in Abstimmung mit dem Landrat, dem Verwaltungsvorstand und natürlich mit der politischen Vertretung.
Übernommen habe ich zudem Vertretungen bei Beteiligungen des Kreises, sowie die Aufgabenbereiche des Krisenmanagements- und Stabes für die gesamte Verwaltung. Neu hinzugekommen, zum aktuellen Aufgabenspektrum des Kreisdirektors, ist die Geschäftsführung für den Transformationsprozess sowie das Dezernat I mit den Themen: Personal, IT, Gebäudemanagement und den Zentralen Diensten. Auch durch diesen Zuschnitt ergeben sich naturgemäß noch mehr Schnittmengen und Einflussfaktoren in sämtlichen Aufgabenbereichen des Kreises.
Was waren die größten Herausforderungen im ersten Jahr deiner Amtszeit?
Die bereits angesprochenen organisatorischen Umstellungen durch die Veränderungen in den Zuschnitten der Dezernate und Vertretungen in den Beteiligungen des Kreises. Dies umfasst natürlich auch die fachlichen und inhaltlichen Komponenten sowie den Aufbau der hierfür wichtigen Vernetzungen und Kommunikationswege.
Zu nennen ist sicherlich auch die Aufstellung des Doppelhaushaltes mit den umfänglichen Konsolidierungsmaßnahmen. Dazu zählt auch die grundsätzliche Beibehaltung des Stellenvolumens für die Kreisverwaltung in den Jahren 2024 -2026 bei gleichzeitiger Ausweitung der pflichtigen Aufgaben und Reduzierung der Personalkosten in den Jahren 2025 und 2026 um jeweils aufbauend 0,75 Mio. €. Parallel hierzu war und ist u.a. die kurzfristige Erarbeitung von Lösungen für die Stellen- und Personalkostenbewirtschaftung erforderlich.
Mir war auch wichtig, die einzelnen Ämter, die Aufgaben und Mitarbeitenden zu Beginn meiner Amtszeit persönlich kennen zu lernen. Die vielen gewonnenen Eindrücke und Erkenntnisse sind naturgemäß mit einem entsprechenden Zeitaufwand verbunden, der sich aber in jedem Fall gelohnt hat.
Politik und Verwaltung haben sich auf den Weg gemacht, um die Kreisverwaltung gemeinsam durch einen Transformationsprozess fit für die Zukunft zu machen. Wie ist der aktuelle Sachstand, welche Schritte stehen als nächstes an?
Nach dem erforderlichen Vorlauf der Aufstellung für diesen Prozess, u.a. mit der Vergabe der Prozessbegleitung an die Fa. Kienbaum, der Erstellung eines Projektplanes usw., sind wir jetzt in den ersten verwaltungsinternen Umsetzungsschritten unterwegs. Wie auch durch den entsprechenden Kreistagsbeschluss vorgegeben, ist der Transformationsprozess sehr umfassend für die gesamte Kreisverwaltung angelegt und enthält eine Vielzahl strategischer Aufgabenstellungen. Daher ist es wichtig, grundsätzliche Ausrichtungen und Zielsetzungen zu klären. Das Fundament wird hier durch die Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses und gemeinsamer Ziele für den Veränderungsprozess gelegt. Dabei gilt es Fragestellungen wie z.B. „Wie soll die Kreisverwaltung der Zukunft aussehen?“ zu diskutieren und zu klären. Hierbei werden unterschiedliche Hierarchieebenen und möglichst viele Mitarbeitende eingebunden. Aktuell ist das noch eine sehr abstrakte Beschreibung dieser Aufgabenstellung, die sich aber in den nächsten Wochen in konkreten Aussagen und dann abgestimmten Formulierungen darstellen lässt.
Parallel erfolgen weitere Umsetzungen in diversen Projektgruppen oder auch kleineren Arbeitsgruppen, in denen u.a. auch Maßnahmen zur Effizienzsteigerung, der Weiterentwicklung des Kunden-/Bürgerservices, dem Einsatz von KI, der Prozessoptimierung, usw. erarbeitet. Dabei ist es wichtig, den Prozess als solchen auch innerhalb der Verwaltung zu kommunizieren und transparent darzustellen. Es ist bereits gelungen, viele Kolleginnen und Kollegen für die aktive Mitarbeit zu diesen Themen zu gewinnen. Dies ist wegen der aktuell insgesamt hohen Belastungssituation als sehr positiv zu bewerten, zeigt die Motivation und Einsatzbereitschaft und ist ein gutes Signal für die möglichen Erfolge dieses auf Nachhaltigkeit angelegten Prozesses.
Neben dem Voranbringen des Transformationsprozesses, welche Aufgaben liegen dir noch besonders am Herzen?
Der weitere Ausbau der interkommunalen Zusammenarbeit, innerhalb des Kreises aber auch über die Kreisgrenzen hinweg, ist aus meiner Sicht ein Themenfeld, das viel Potenzial beinhaltet. Der Kreistagsbeschluss zur Transformation hat diesen Ansatz ebenso aufgegriffen. Dies bezieht sich zum einen konkret auf die Zusammenarbeit in einzelnen Aufgabenbereichen. Zum anderen, auch anknüpfend an die Regionale, auf die weitere gesamtstrategische Ausrichtung des Rheinisch-Bergischen Kreises.
Wünschenswert wäre hier aus meiner Sicht ein im Rheinisch-Bergischen Kreis von den Kommunen und dem Kreis zu den passenden Handlungsfeldern und Zuständigkeiten gemeinsam getragener Strategieprozess. Hier gilt es sowohl den Blickwinkel des Kreises als auch den der kreisangehörigen Kommunen mit einzubeziehen und gemeinsam auszurichten. Voraussetzung wäre hierfür u.a. eine sowohl politische als auch verwaltungsseitige übergreifende Kommunikation und Abstimmung. Dabei sollten die Entscheidungen zu den zukünftigen Strategieansätzen möglichst auf einer soliden Basis von Fakten und Daten getroffen werden. Diese gilt es zum Teil noch zu erarbeiten bzw. entsprechend zu analysieren und zu bewerten. Gelingen kann dies m.E. nur in engem Austausch mit den kreisangehörigen Kommunen. Gemeinsame strategische Zielsetzungen bieten eine gute Basis für die Zusammenarbeit in unterschiedlichsten Themenbereichen. Auch hier liegen viele Chancen, vorhandene Ressourcen zu bündeln und Effizienzen zu steigern.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch die notwendige Weiterentwicklung des Krisenmanagements. Die letzten Jahre und auch die aktuellen Entwicklungen (auch weltweit) verdeutlichen, dass es hier weiteren Handlungsbedarf gibt, der auch auf Bundes- und Landesebene angegangen wird und auch die kommunale Ebene betrifft.
Welche Herausforderungen siehst du in Zukunft auf den Rheinisch-Bergischen Kreis zu kommen?
Abgesehen von den bekannten finanziellen Herausforderungen im Kontext der kommunalen Umlagegemeinschaft, bestehen auch im Rheinisch-Bergischen Kreis die Notwendigkeit der Optimierung in infrastrukturellen Bereichen. Dies gilt auch für die kreiseigenen Aufgabenstellungen wie z.B. im Bereich der Sicherheit und dem Schutz der Bevölkerung, der Bildung und der Mobilität. Dazu zähle ich auch den Ausbau der digitalen Dienstleistungen, Informations- und Beratungsangebote sowie weitere Serviceleistungen für Bürgerinnen und Bürger, Kommunen, Unternehmen und weitere Institutionen. Diese Maßnahmen sind im Übrigen auch wichtige Bestandteile um die wirtschaftliche Entwicklung im Kreisgebiet zu unterstützen.
Der Rheinisch-Bergische Kreis bietet eine hohe Wohn- und Lebensqualität. Daher ist es wichtig, diese Qualität auch im Rahmen der Versorgung der Menschen im Kreisgebiet, beispielweise bei der Kinderbetreuung und den medizinischen, pflegerischen Angeboten, aber auch in Bezug auf die Gestaltung der Lebensräume (z.B. Klimaanpassung) und der Freizeitangebote zu erhalten und in Teilen weiter auszubauen.
Deine Arbeit erfordert natürlich einen intensiven Einsatz. Wie findest du dazu einen Ausgleich? Wohin geht es im Sommer in den Urlaub?
Wenn es die Zeit zulässt, beschäftige ich mich gerne auch mit handwerklichen Tätigkeiten rund ums Eigenheim. An längeren Wochenenden und im Urlaub reisen wir gerne mit dem Wohnmobil. In diesem Jahr gab es schon einige kleinere Ausflüge, es ist aber auch noch ein längerer Aufenthalt in den Niederlanden geplant und eine Tour durch Bayern und Österreich.
Vielen Dank für das Gespräch. Das Interview wurde geführt von Maurice Winter.
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