Festakt am Tag der Deutschen Einheit mit Herbert Reul

03.10.2019

Über 100 Gäste beim Tag der Deutschen Einheit in Burscheid

Volles Haus in der Burscheider Schützenburg. Auf Einladung der Senioren-Union waren über 100 Gäste gekommen, um den Tag der Deutschen Einheit mit NRW-Innenminister Herbert Reul zu feiern.


Das schreibt die Presse:

Kölner Stadt-Anzeiger (5. Oktober 2019) von Rosanna Großmann

Eine Liebeserklärung an die Demokratie

Am Tag der Deutschen Einheit war NRW-Innenminister Herbert Reul bei der Senioren-Union zu Gast

Den Tag der Deutschen Einheit begeht die Senioren-Union Burscheid jährlich mit einem Festakt – diesmal war NRW-Innenminister Herbert Reul geladen. Er begann mit einer Frage: „Wo waren Sie am 11. September 2001?“ Jeder könne darauf eine Antwort geben. Aber die Frage zum Tag der Einheit werde leider viel seltener gestellt: „Wo waren Sie eigentlich am 9. November 1989?“

Reul verwies auf die aktuellen Nachrichten aus Hongkong, da höre man von den Protesten für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit. Hierzulande werde das alles immer seltener wertgeschätzt, konstatierte Reul. Im Gegenteil gebe es eine aufkommende „Ostalgie“: Die Sehnsucht nach den Zuständen in der DDR. So gebe es in Goslar anlässlich des Tags der Deutschen Einheit eine Ostalgie-Party. Reul verwies darauf, dass viele Bundesbürger durch die Umbrüche, die gerade stattfänden, verunsichert und verängstigt seien. Die AfD setze „ahistorische DDR-Vergleiche“ ein, um diese Angst für sich zu nutzen:

„Ein Okkupieren des Guten für ein schräges Anliegen“, so formuliert es der Minister. Zudem entstünden immer mehr extreme Gruppen, die den Rechtsstaat gefährdeten oder schlechtredeten. Reul wurde an dieser Stelle eindringlich: „Ich dachte, wir würden mit dem Thema nie wieder etwas zu tun haben, dachte, das wäre in Deutschland durch!“ Umso wichtiger sei es nun, sich dagegen zu wehren. Er setze hier auch auf die Senioren-Union – die Mitglieder, die Ältesten, sollten nicht vergessen lassen, was war. Man müsse auch über Parteigrenzen hinaus Debatten führen und die Demokratie verteidigen, damit sie eben nicht mehr zu einer selbstverständlichen Sache degradiert werde.

Das Thema Klima griff er ebenso auf. Von den „Weltuntergangsszenarien“ einer Greta Thunberg wolle er nichts wissen. Die heutigen Generationen hätten eine Welt erschaffen, die bessere Lebenschancen für die Jugend böten als je zuvor. Da gab es Applaus im Saal. Auch auf die wirtschaftlichen Differenzen zwischen West und Ost ging Reul ein. Die durchschnittlichen Gehälter glichen sich immer stärker an, und das Schrumpfen der ländlichen Regionen sei kein reines Ost-Problem, betonte Reul. In puncto Infrastruktur gehe es dem Osten durch jahrelange Investitionen sogar besser als dem Westen. Ganz wichtig war Reul: Ein Unterteilen von „Wir“ und „Ihr“ sei beschämend.


Remscheider Generalanzeiger / Burscheid / 05.10.2019 von Von Jutta Schreiber-Lenz

Reul plädiert für lautere Demokraten

Die Senioren-Union des Kreises hatte den NRW-Innenminister als Redner zum Tag der Deutschen Einheit gewinnen können.

Ob die Worte des NRW-Innenministers so persönlich klangen, weil sein Besuch in Burscheid bei der CDU in „seinem“ Rheinisch-Bergischen Kreis ein Heimspiel war? Vielleicht. Jedenfalls erntete der Leichlinger Herbert Reul (CDU) am Donnerstagvormittag bereits während seiner halbstündigen Rede zum Tag der Deutschen Einheit viel beifälliges Kopfnicken und im Anschluss donnernden Beifall im Hotel Schützenburg.

Diesen Feiertag herauszustellen, sei wichtig, weil es immer lautere Stimmen gebe, die aus einer „Ostalgie-Haltung“ heraus plötzlich die politischen Zustände in der ehemaligen DDR verharmlosten. Aber: „Sind Ampelmännchen ja tatsächlich nett, so sind die Konterfeis von Honecker auf Tassen absolut bedenkenswert. Sie sind wohl Ausdruck nicht nachvollziehbarer, offensichtlicher Vergesslichkeit, dass vor dreißig Jahren ein totalitäres Unrechtsregime beendet wurde – und das ohne Einsatz von Waffen.“

„Wir“ – damit meinte er die Bürger Deutschlands – hätten uns wohl zu sehr an Demokratie als Normalität gewöhnt, als dass wir sie ausdrücklich zu schätzen wüssten, sagte der ehemalige Wermelskirchener Gymnasiallehrer, der auch den heutigen Burscheider Bürgermeister Stefan Caplan (CDU) zu seinen Ex-Schülern zählt, eindringlich. Durch sein Amt habe er täglich mit Rechtsradikalen zu tun, bei denen er sich frage, wie die zu ihrer „unfassbaren Haltung“ kämen.
„Wir brauchen Sie als ältere Bürger, die noch Erinnerungen an die Schrecken der Nazi-Herrschaft haben“, rief er dem Auditorium an den langen Tischen im Saal des Hotels Schützenburg zu. „Denn Ihre persönlichen Schilderungen als Zeitzeugen sind ein großes Potenzial im Ringen um den Erhalt unserer freien, demokratischen Lebenswelt.“

In Sachen Umweltschutz ruft Reul zu Besonnenheit auf

Rappelvoll war es im Lokal: Mehr als 100 Interessierte quetschten sich nebeneinander, um Herbert Reul zuhören zu können. Der hatte sich zu Beginn mühselig durch die Menge zum Podium hindurchschlängeln müssen. Für diese paar Meter nahm er sich viel Zeit, um die vielen persönlichen Bekannten im Publikum zu begrüßen.

Dazu zählte nicht nur die anwesende Politprominenz wie Landrat Stephan Santelmann und sein Vertreter Uli Heimann sowie der Landtagsabgeordneten Rainer Deppe, die Burscheider CDU-Vorsitzende Erika Gewehr oder der Gastgeber Heinz Wilgenbusch (alle CDU). Der war zuvor von Bürgermeister Stefan Caplan dankend als besonders rührig und nimmermüde bezeichnet worden. Es sei nicht selbstverständlich, solch eine Traditionsveranstaltung wie den Festakt zum nunmehr zwölften Mal zu stemmen, sagte er.

Herbert Reul entdeckte auch im Ensemble des Hilgener Orchestervereins alte Bekannte und ehemalige Schüler und wechselte freundliche Grüße. Eine Delegation des mehrfach preisgekrönten sinfonischen Blasorchesters begleitete die Veranstaltung musikalisch. Mit Egerländer Marschmusik etwa bliesen sie buchstäblich zum Auftakt und setzten auch zwischendurch immer wieder schöne Klang-Akzente.

Abschließend machte Reul Mut, die großen Aufgaben der modernen Welt wie Klima- und Umweltschutz besonnen und wohlüberlegt anzugehen. Er sei völlig gegen ein Weltuntergangsszenario und davon überzeugt, dass es Lösungen gebe. „Aber keine Schnellschüsse.“